Freitag, 7. November 2014

Wie du einen verdammt guten Thriller schreibst, der die Bestsellerliste sprengt (Teil 3)

Nachdem du gelernt hast was die Leser wirklich wollen und was einen großartigen Thriller ausmacht, lernst du heute die Grundbausteine eines Thrillers kennen. Prinzipiell besteht er aus vier Hauptelementen.

 

1. Das Setting: Die Bühne für deinen Thriller

Die meisten Thriller spielen in einer Großstadt wie London oder New York. Willst du dem Leser etwas besonderes bieten, denke größer oder kleiner. Dan Brown beispielsweise schickt seinen Helden in "Sakrileg" durch halb Europa. Das glatte Gegenteil ist der Film "Nicht auflegen!". Er spielt in einer Telefonzelle. Wie klein oder groß dein Setting wird, hängt vom Gefühl ab, das du beim Leser erzeugen willst. Sehr kleine Settings erzeugen das Gefühl klaustrophobischer Enge, bei den großen entsteht der Eindruck, dass Millionen von Menschen bedroht sind. Willst du, wie Dan Brown, über eine Weltverschwörung schreiben oder einen Superschurken a la James Bond erschaffen, brauchst du eine große Welt. Planst du ein Kammerspiel, in dem es nur den Mörder, das Opfer und vielleicht einen Kommissar gibt, nimmst du ein kleines Setting.

Damit deine Welt realistisch wirkt, musst du ein wenig recherchieren. Typische Ansatzpunkte sind:
  • Geografie (Stadtteile, Bundesstaat, Landesgrenzen, etc.) - hier nimmst du einen aktuellen Atlas zur Hand oder schaust dir die Sache mit Google Maps an. Auch Wikipedia liefert passende Infos.
  • Menschen, Tiere, Pflanzen (hier leisten Reiseführer gute Dienste)
  • Historisches
  • Politik, Wirtschaft, Religion, Soziale Strukturen
  • Essen, Trinken, Entertainment-Angebote
  • Sprache und Dialekt, Zwischenmenschliches, Sex und Beziehung
Ob du davon alles brauchst oder nur einen Teil hängt von der Geschichte ab. Wichtig ist, dass du dein Setting in- und auswendig kennst, denn es bestimmt welche Art von Thriller möglich ist. Außerdem sorgt ein gut recherchiertes Setting dafür, dass deine Geschichte realistisch wirkt. Willst du nicht selbst recherchieren, beauftrage einen VPA damit. Was das ist, habe ich in Teil 2 dieses Workshops erklärt.

 

2. Charaktere

Hast du deine Welt erschaffen, musst du sie bevölkern. Jeder Hauptcharakter, egal ob gut oder böse, hat eine Vergangenheit, über die du dir Gedanken machen solltest. Wodurch wurde beispielsweise der Schurke böse? Die Vergangenheit bestimmt wie eine Figur auf Ereignisse in der Gegenwart reagiert. Sie kann auch seine Handlungsfreiheit einschränken. Wie echte Menschen haben auch Romanfiguren heimliche Begierden und sehnen sich nach abstrakten Dingen wie Liebe und Geld. Im Gegensatz zu den meisten echten Menschen streben Romanfiguren immer auch nach einem konkreten Ziel - und zwar mit voller Kraft. Sie schrecken nicht vor Hindernissen zurück und werfen alles in die Waagschale. Ein paar Beispiele:

  • Sehnt sich der Held nach Liebe, wird er dafür im Thriller buchstäblich über Leichen gehen. Ein Beispiel dafür ist Donald Ramsey, der Protagonist in Simon Becketts "Voyeur".
  • Das Gegenteil von Liebe ist Hass. Der Schurke, der die Welt hasst, wird alles tun, um sie in die Luft sprengen zu können.
  • Bei krimiartigen Thrillern kommt oft Geldgier vor.
  • Fanatischer Glaube kann dafür sorgen, dass eine Mutter ihr Kind auf grausame Weise zu Tode foltert. Wer mich kennt, darf jetzt gerne "Schleichwerbung!" schreien. Denn genau das passiert in "Das rote Kreuz", einem Werk aus meiner Feder. 

Die Leidenschaft oder Überzeugung, die einen Charakter antreibt, macht ihn für den Leser interessant. Außerdem ermöglicht sie Konflikte. Lege der Figur jede erdenkliche Katastrophe in den Weg. Überwindet ein Held schlimme Desaster, wachsen seine Fähigkeiten. Und er kann noch schlimmere Katastrophen aushalten, die du gerne auf ihn loslässt. Am Ende entscheidest du, ob er sein Ziel tatsächlich erreicht (Happy End) oder nicht (tragisches oder offenes Ende).

 

3. Der Plot

Nachdem du die Bühne und die Besetzung für deinen Thriller hast, kommt als nächstes die Handlung. Sie wird in einem Plot festgelegt, der wie ein Drehbuch in einzelne Szenen unterteilt ist. Jede Szene dient dazu die Handlung voranzutreiben und muss zwingend etwas mit den Hauptcharakteren zu tun haben. Im echten Leben können Dinge einfach so passieren, im Roman nicht. Wie das Plotten genau funktioniert, erkläre ich im nächsten Teil dieses Schreibkurses.

 

4. Das Thema oder die Geschichte hinter der Geschichte

Jeder Autor will seinen Lesern etwas mitteilen oder sie von einer bestimmten Sache überzeugen (Siehe Teil 2 des Workshops). Das Thema kann banal sein, etwa "Jeder Mensch braucht Liebe" oder "Verbrechen zahlt sich nicht aus", es darf aber gerne auch intellektuelle Tiefe haben. So stellt beispielsweise Frank Schätzing in seinem Sci-Fi-Thriller "Limit" die Frage wie weit menschliche Profitgier im Kampf um die letzten Rohstoffe gehen kann. Bedenke bei der Wahl des Themas immer, dass dein Thriller vor allem emotionale Tiefe haben muss. Kommt intellektuelle Tiefe hinzu, umso besser. Aber niemals darf das Intellektuelle schwerer wiegen als die Emotionen. Gerade Herr Schätzing versteigt sich oft in psychologische Betrachtungen und wissenschaftliche Erklärungen, die der Leser gar nicht braucht oder will. Lies einfach mal die Kritiken zu "Limit" auf Amazon, dort findest du genau diese Vorwürfe.

Achtung! Besonders Autoren, die den Leser von irgendetwas überzeugen möchten, stolpern häufig über den Fehler zuviel Wert auf das Thema zu legen - und vergessen dabei das Thriller schreiben. Dazu gehört auch ein gutes Setting, perfekt ausgearbeitete Charaktere und ein spannender Plot. Es kann auch passieren, dass sich deine Geschichte irgendwie künstlich anfühlt, weil du verzweifelt versucht hast einen Plot um das Thema zu wickeln. Lass es sein. Mach erst den Plot, schau dir die einzelnen Szenen an und versuche dann das Thema zu finden. In den meisten Fällen funktioniert es.

Im nächsten Teil zeige ich an einem konkreten Beispiel wie das Plot schreiben funktioniert. Anders ausgedrückt: Es wird konkreter, denn ab jetzt erlebst du live die Entstehung meines nächsten Thrillers. Beginnend bei der Grundidee bis hin zum Veröffentlichen des Buches.

Du kennst die anderen Teile dieses Workshops noch nicht? Hier gehts zu
Teil 1
Teil 2