Mittwoch, 29. Oktober 2014

Wie du einen verdammt guten Thriller schreibst, der die Bestseller-Liste sprengt (Teil 2)

Bist du bereit für einen weiteren Crashkurs in Thrillerschreiben? Wie in Teil 1 versprochen, zeige ich heute warum Veränderung ein elementarer Bestandteil der Geschichte sein sollte.

Was einen großartigen Thriller ausmacht

Damit sich deine Charaktere, egal ob gut oder böse, entwickeln können, müssen sie sich nach Veränderung sehnen. Kein Held wird sich in Todesgefahr begeben wenn er glücklich mit seinem Leben ist. Veränderung motiviert deine Charaktere aktiv zu werden und nur ein aktiver Held oder Bösewicht verdient Platz in deinem Buch. Verschiedene Arten von Veränderung haben sich beim Thriller schreiben bewährt:
  • Die Beziehung zwischen Charakteren ändert sich
  • Ein einzelner Charakter verändert sich
  • Die ganze Welt, in der deine Geschichte spielt, verändert sich
Der erste Fall ist klar. Es geht um Liebe, die in Hass umschlägt. Liebt die reiche, hinterlistige Gattin ihren Mann nicht mehr, engagiert sie einen Killer. Soll aus dieser Geschichte ein Thriller werden, erzählst du sie am besten aus Sicht des Mannes. Er könnte nur knapp mehreren Attentaten entgehen und muss am Ende zuerst den Killer ausschalten und dann dafür sorgen, dass seine Frau in den Knast wandert. So hast du das Hauptgefühl (Angst) untergebracht, als weitere Gefühle kommen Liebe und abgrundtiefer Hass ins Spiel. Der Killer bringt die nötige Kälte ins Spiel.

Ändere sofort dein Leben, oder....  Bildnachweis: jarmoluk, pixabay.com


Einzelne Charaktere ändern sich nur wenn sie krank sind (denk an Norman Bates in Psycho) oder wenn etwas wirklich Dramatisches passiert. Ein friedlicher Mann, dessen komplette Familie ermordet wird, kann sich in einen grausamen Rächer verwandeln. Eine totale Veränderung des Charakters ist im Thriller eher selten, die meisten Autoren setzen auf das Doppelleben. In diesem Fall ist der Charakter einmal gut, einmal böse. Dafür gibt es endlos viele Beispiele, angefangen bei Jekyll und Hyde bis hin zu Hannibal Lecter.



Willst du die ganze Welt verändern, passiert das normalerweise nicht sondern wird nur angedroht. Würde der Thrillerautor tatsächlich die ganze Welt vernichten, wäre es kein Thriller mehr sondern ein Katastrophen-Roman. Bring solche Werke zu Roland Emmerich, der macht gerne einen Film daraus. Im Thriller gibt es stattdessen einen Superschurken, der eine fürchterlich schreckliche Bombe gebaut hat. Will unser Held die Welt retten, muss er den Schurken besiegen. Schafft er es nicht, KABUUM!!!! In diesem Fall wirkt sich die Veränderung nicht nur auf den Helden, sondern auf alle Menschen aus.

Erfülle den heimlichen Traum des Lesers

Die Sehnsucht nach Veränderung weckt tief sitzende Emotionen im Leser. Warum? Ganz einfach. Jeder Mensch träumt von großen Taten. Aber so gut wie niemand ist bereit das erforderliche Risiko auf sich zu nehmen. Dein Thriller - sofern er gut geschrieben ist - gibt dem Leser das Gefühl die Welt zu verändern, weil er sich beim Lesen in den Helden hineinversetzt. Und für dieses Gefühl bezahlt er dich.

Achtung! Schaffst du es nicht, dass dein Leser sich in den Helden hineinversetzt, wird er deinen Thriller schnell in den Müll werfen. Niemand will irgendeinem unbekannten Typen dabei zusehen wie er große Taten vollbringt. Nur wenn der Leser glaubt, dass er selbst diese Taten vollbringt, wird er deine Geschichte lieben. Damit das klappt, muss er sich zwingend mit dem Helden identifizieren können.

 

Lass deinen Helden richtig leiden

Wie schaffst du es nun, dass der Leser in die Haut des Helden schlüpfst? Durch starke Emotionen und Konflikte. Mach es deinen Figuren bloß nicht zu einfach! Niemand bewundert einen Superman, der jede Katastrophe mit dem Finger wegschnippt. Der Held muss leiden, Blut schwitzen und ordentlich Angst kriegen. Schreibst du gut, wird auch der Leser leiden Blut schwitzen und sich vor Angst in die Hosen machen. Denn der steckt gewissermaßen im Helden drin, er fühlt wie der Held.

Um das zu erreichen, brauchst du richtig fette Bedrohungen. Du kannst vorher gerne ein paar kleine Vorbeben reinbauen, die dazu dienen den Helden durch Erfahrung oder Ähnliches zu stärken. Sagen wir einfach es braucht drei Kataströphchen, durch die der Held wichtige Fähigkeiten erhält. Eventuell kommt er erst durch diese Vorbeben auf die Idee, dass er etwas in seinem Leben ändern muss (oder dass die Welt gerade auseinanderfällt). Am Ende des ersten Viertels deines Thrillers bombst du dann richtig rein. Die Katastrophe muss deinen Helden dazu zwingen sofort etwas an sich oder seiner Umwelt zu verändern. Allerdings darfst du seinen Charakter jetzt nicht einfach von A auf B umschalten. Lass ihn eine Weile mit sich hadern (Innerer Konflikt) und führe meinetwegen ein paar Bedenkenträger als Figuren ein, die ihm dringenst abraten (Äußerer Konflikt). Sorge dafür, dass er richtig viel zu verlieren hat, wenn er das Risiko eingeht.

Merke: Je mehr und je größere Konflikte der Held bewältigen muss, desto tiefer wird sich der Leser in diese Figur hineinversetzen. Macht er das, erlebt er starke Gefühle. Er wird selbst zum Helden. Genau das will er, genau dafür zahlt er. Also strenge dich an und hab bloß kein Mitleid mit deinen Figuren.

Im nächsten Teil erfährst du aus welchen Grundbestandteilen ein Thriller besteht.
Falls du den ersten Teil versäumt hast, klicke einfach auf den Link.