Samstag, 25. Oktober 2014

Wie du einen verdammt guten Thriller schreibst, der die Bestseller-Liste sprengt (Teil 1)

Soso, du willst also einen Thriller schreiben. Andernfalls hättest du nicht angefangen mein Geschwafel zu lesen. Noch dazu soll es nicht irgendein Langweiler werden, der im Regal des Buchhändlers verstaubt sondern ein Nervenreißer, bei dem der Leser schon nach den ersten Seiten vor Angst mit den Zähnen klappert, aber trotzdem unfähig ist das Buch wegzulegen. Im Prinzip ist die Sache nicht schwer, du musst nur wissen was die Leser wirklich wollen. Aber wie kriegtst du das heraus?
 

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zum Bestseller

Bevor du anfängst deine sadistischen Serienkiller, Monster und was dir sonst noch einfällt auf die Leser zu hetzen, solltest du dich fragen warum du selbst Thriller liest. Schreib ein paar Gründe auf oder tippe sie in Word ein und versuche dann einen Überbegriff zu finden. Heraus kommt fast immer so etwas wie "Aus Spaß" oder "Weil ich ordentlich erschreckt werden will". Beides sind Emotionen, Gefühlsregungen. Damit hast du den Überbegriff gefunden. Du musst dem Leser starke Gefühle bieten, und zwar so viel wie möglich davon. Je mehr du ihn erschreckst und je mehr er sich bespaßt fühlt, desto besser findet er deinen Thriller. Merk dir diesen Satz für den Rest deines Lebens.

Und welches Gefühl musst du beim Leser eines Thrillers auslösen? Angst natürlich. Ob deine Geschichte eher Mystery-Zeug, ein Krimi oder Horror ist, spielt keine Rolle. Das Hauptgefühl ist und bleibt Angst. Andere Gefühle kommen automatisch dazu wenn du den Roman zu Papier bringst. Verliebt sich der Held musst du romantische Gefühle vermitteln. Science-Fiction-Thriller wecken das Gefühl auf einem anderen Planeten zu sein. Hightech-Thriller sollten sich kalt und mechanisch anfühlen, in einem Entführungsdrama muss der Leser das Gefühl der Isolation spüren wenn das Opfer irgendwo alleine eingesperrt wird. Alles zusammen ergibt ein Wechselbad der Gefühle und garantiert beste Unterhaltung. 


Thriller mit Lernfaktor

Eine zweite Sache, die Erfolg garantiert ist ihm neue und interessante Dinge beizubringen. Bevor ich Romane von Dan Brown gelesen habe, wusste ich nur, dass der Petersdom in Rom steht und Sitz des Papstes ist. Wie genau aber die Wahl eines Papstes funktioniert oder was ein Camerlengo ist, erfuhr ich erst durch Illuminati. Brown hat es nicht nur geschafft mir Angst einzujagen oder die Spannung auf dem Höhepunkt zu halten, er hat mir auch noch Dinge beigebracht, die ich vorher nicht wusste. Ich zog als Leser doppelten Nutzen aus dem Buch. So etwas freut mich - und noch ein paar Millionen andere - und genau deshalb landete Brown auf dem ersten Platz in der Bestseller-Liste.

Fremde Kulturen, wissenschaftliche Forschung oder einfach die Frage wie "das System" (die Welt oder die Gesellschaft) funktioniert eignen sich gut für Thriller mit Lernfaktor. Wenn du es machst, muss es aber überzeugend sein. Das bedeutet, du musst deinen Stoff gründlich recherchieren. Spielt dein Thriller im 17. Jahrhundert, musst du wissen wie die Menschen in dieser Zeit gelebt haben, welcher König in welchem Land herrschte und welche Möglichkeiten ein Mörder hatte ungeschoren davonzukommen. Männliche Thrillerleser fahren auf Militär und Hightech-Zeug ab. Hier musst du die neuesten und stärksten Waffen kennen oder wissen was in der Robotik möglich ist. Gerichts-Thriller handeln von Lücken im Gesetz, also schnapp dir erstmal ein paar Jura-Bücher und studiere sie sorgfältig. Thomas Harris arbeitete jahrelang als Profiler, dort lernte er nicht nur wie Serienmörder denken sondern auch wie Polizisten solchen Tätern auf die Spur kommen. Sein Beruf ermöglichte es Hannibal Lecter und Agent Starling richtig realistisch wirken zu lassen.

Extratipp: Wenn du nicht selbst recherchieren willst und etwas Kleingeld übrig hast, engagiere einen virtuellen persönlichen Assistenten (VPA) und lass ihn diese Arbeit erledigen. Einen Vergleich solcher Assistenten inklusive Preise findest du im Gründerlexikon. Du sparst dir damit eine Menge Zeit.

Langweile den Leser nicht mit Fakten

Hast du oder dein VPA genug Material zusammengetragen, ist die Versuchung groß möglichst alles im Buch unterzukriegen. Das gilt vor allem wenn du für die Informationen bezahlt hast. Tu es nicht! Denk nicht mal daran! Du schreibst keine Doktorarbeit und auch keinen journalistischen Artikel. Du schreibst einen Thriller. Hier geht es nicht um Fakten, sondern um Unterhaltung. Vergiss das nie.

Um die Fakten in die Geschichte zu kriegen, musst du sie zu einem wichtigen Bestandteil der Geschichte machen. Kann dein Held nur überleben wenn er die Gesetze der relativistischen Quantenmechanik lernt, darfst du den Einstein raushängen lassen. So wie der Leser mit dem Helden fühlt, wird er mit ihm auch Quantenmechanik lernen und es genießen.
 

Darf ich den Leser politisch überzeugen oder bekehren?

Ja, darfst du. Viele erfolgreiche Autoren machen das. Beispiel Michael Crichton: In seinem Biotechnologie-Thriller Next stellt er die Frage, ob unkontrollierte gentechnische Experimente moralisch vertretbar sind. Tom Clancy kritisierte in seinen Militär-Thrillern häufig das Sowjetregime und sagte voraus, dass es durch Korruption und Inkompetenz kollabieren wird, was später tatsächlich passierte. Und Ayn Rand überzeugt im Finanz-Thriller Der Ursprung, Originaltitel: The Fountainhead. den Leser von den Vorzügen des Raubtierkapitalismus. Jeder dieser Autoren fand haufenweise Leser, die begeistert zustimmten. Und genau so viele Kritiker, die ihre Bücher am liebsten öffentlich verbrannt hätten. Allen gemeinsam ist, dass sie ihre Botschaften extrem überzeugend rüberbringenn und es tatsächlich schafften Leser zu bekehren.

Die meisten Thrillerautoren denken beim Schreiben allerdings nicht daran politische oder religiöse Meinungen zu verändern. Ebensowenig kauft ein Leser einen Thriller weil er der CDU beitreten oder zum Islam konvertieren will. Warum dann ein solches Buch schreiben? Du hast sofort eine klar definierte Zielgruppe. Denk nicht an jene, die sündhaft sind sondern an die bereits bekehrten. Diese Leute kaufen das Buch zuerst, weil sie es lieben in ihrer Meinung bestätigt zu werden. Da schau hin, der Autor sagt auch, dass Angela Merkel eine gute Kanzlerin ist. Und wenn es in Büchern steht, muss es ja stimmen...  Es geht also letztendlich darum sich die ersten Leser zum Freund, zum Verbündeten und zum treuen Fan zu machen. Kaufen genug von diesen Leuten deinen Thriller, schießt er in den Bestseller-Listen nach oben. Durch den Erfolg werden diejenigen aufmerksam, die du bekehren willst. Schaffst du es, gewinnst du weitere treue Fans dazu.

Auch beim Bekehren und Überzeugen darfst du aber die wichtigste Grundregel beim Thrillerschreiben nicht vergessen: Die Leser dürsten nach Unterhaltung, nach Entertainment, nach starken Gefühlen. Stelle deine politische oder religiöse Motivation niemals über den Hauptzweck des Thrillers, Unterhaltung durch Angst. Wie die recherchierten Fakten sollten auch deine politischen Ansichten Teil der Geschichte sein.

Im nächsten Teil zeige ich euch warum Veränderung ein elementarer Bestandteil der Geschichte sein sollte und was das Ganze mit Konflikten zu tun hat.